Weihnachtsgeschichte 2018 (wieder eine österreichische/deutsche Produktion). Danke Natascha.
Langsam wurde es still im Haus, die Lichter gingen aus, und wie jedes Jahr versammelten sich alle im Wohnzimmer unter dem Christbaum.
Helmut, der warm eingekuschelt in seiner Decke vor dem Ofen lag, fragte nachdenklich: „sagt einmal, dieses Weihnachten, ist das eigentlich jedes Jahr?“
Püppelinchen sah ihn an und meinte dann: „also seit ich hier wohne war das immer so, erst kam der Baum, dann die Geschenke und dann das große Futtern“.
Die älteren Katzen nickten zustimmend, denn auch sie konnten sich an viele Weihnachten erinnern, seit sie hier eingezogen waren.
„Ja, das Futtern mag ich am liebsten an Weihnachten“ meinte Frau Günter.
„Aber das gibt’s doch nicht nur an Weihnachten, das gibt’s doch jeden Tag“ stelle Dieter fest.
„Aber heuer war ich mir da teilweise nicht so sicher“ kam es leise von Gerda.
„Aber warum denn nicht?“ wollte Nitika wissen.
„Ja könnt ihr euch denn nicht an die kleinen Kätzchen erinnern, die kurzzeitig bei uns wohnten? Ich hatte schon Angst, dass die uns alles weg mampfen, habt ihr gesehen, welche Mengen die verdrückt haben? Dem Himmel sei Dank, dass die ein eigenes Zuhause gefunden haben, auch wenn sie ja ganz süß waren“.
„Da würde ich mir mehr Sorgen machen, wo denn die ganzen Futterdosen hinkommen, die der Postbote so oft bringt und von denen wir gar nichts abkriegen“ säuselte Bolla in die Runde.
„Ach, auch das hatten wir schon öfter“ stellte Plüschi beruhigend fest. „Die Menschen versorgen damit Katzen, die nicht so schön wohnen und so ein liebes Zuhause haben wie wir. Stellt euch nur mal vor, die leben draußen, ohne Unterkunft, ohne Katzenklo, ohne weiche Kissen und ohne tägliches Essen. Streuner nennen sie die“.
„Streuner? Dann war ich auch mal ein Streuner“ kam es von Grinchi. „Und ich bin so froh, dass ich jetzt kein Streuner mehr sein muss und hier bleiben darf.“
„Ich möchte auch nie wieder ein Streuner sein“ stellte Hannelore fest, „das waren schlimme Zeiten und an die mag ich gar nicht gerne denken. Der kalte Schnee, die grausamen Menschen, der Lärm, nein, dahin möchte ich nie wieder zurück“.
„Das musst du doch auch nicht, du darfst hierbleiben wie wir alle“ beschwichtigte Hilde die Runde. Jeder hing seinen Gedanken nach, viele waren in ihre traurige Vergangenheit versunken.
Dieter dachte an die kalte Straßenecke in Moskau, an der er immer Passanten um Futter angebettelt hatte. Tiffy an das leere Haus, in dem ihre Besitzer sie zurückgelassen hatten. Nitika schauerte beim Gedanken an die kalten Tage, in denen sie kein Futter für ihre damals noch winzige Tochter Bolla finden konnte. Frau Günther dachte an ihre schlimmen Zahnschmerzen dort im kalten Sibirien und war froh, dass sie das alles hinter sich lassen konnte.
Plötzlich kam es aus der Ecke, in der sich Män gekuschelt hatte: „Ich habe da heute eine komische Geschichte gehört. Angeblich soll es um Mitternacht möglich sein, dass uns die Menschen verstehen – also so richtig, nicht nur so lala wie das ganze Jahr über. Man soll da ganz echt mit ihnen sprechen können. Glaubt ihr, dass da was Wahres dran ist?“
„Ach das sind doch alles Märchen, die man kleinen Katzen erzählt“ stellte Frau Günter fest, „so was gibt es doch nicht in Echt.“
Tiffy reckte ihre Nase aus dem Polster, in dem sie sich vergraben hatte. „Aber manche Geschichten werden doch wahr… keiner hat doch an Engel geglaubt, und könnt ihr euch erinnern? Letztes Jahr hat uns doch Kasha besucht? Also warum sollte das mit dem mit Menschen sprechen denn nicht auch wahr sein?“
„Ach, das werden wir wohl kaum feststellen können ob da was Wahres dran ist“ meint Dieter augenzwinkernd.
„Aber warum denn nicht?“ wollte Helmut wissen. „Ja hörst du denn nicht wie die schon wieder alle schnarchen? Und vor allem: was würdest du ihnen denn sagen wollen?“
„Dass ich einen eigenen dicken Pullover will und nie mehr kalte Füße“ maunzte Helmut.
„Und ich mein eigenes Kuschelkissen“ kam es von Hilde.
„Ich möchte immer noch eine riesige Mäusefarm mitten im Wohnzimmer“ nuschelte Grinchi schon im Halbschlaf.
Nitika schaute liebevoll zu ihrer moppeligen Tochter Bolla: „ein immer gefüllter Napf für Bolla und mich und vielleicht ein neues Stinkekissen“. Hannelore und Frau Günther schauten sich kurz an und maunzten gleichzeitig „Roastbeef“. Män schnurrte zufrieden: „ein neue Federangel wäre toll“
„eine warme Heizung“ kam es freudig von Tiffy und Plüschi schnurrte leise: „viele viele Dreamies“
Auch Gerda musste nicht lange überlegen: „mehr Platz auf dem Sofa wäre klasse“
Dieter überlegte am längsten und sagte dann leise in die Runde: „Ich wünsche mir, dass noch viele viele Streuner ein Leben in ihrer eigenen Familie haben, dass sie so wie wir alle hier, ihre Ängste um Futter, die kalten Nächte und die ständigen Gefahren hinter sich lassen können“
„Ich will eigentlich nur eines: noch viele gemeinsame Weihnachten so wie heute“ stellte Püppelinchen fest. Alle nickten, seufzten und schlossen zufrieden und glücklich die Augen.
Leider schaffte es keiner der Miezen, bis Mitternacht wach zu bleiben und somit wird es für immer ein Geheimnis bleiben, ob die Geschichte wahr ist….
© Manuela N. – P. und Natascha M.