Im Winter kann man in der Vogelgruppe immer wieder lesen:
„Was ist mit den Meisenknödeln los?“
„Sind die Meisenknödel vielleicht zu hart, zu alt, falsche Firma oder falsch platziert?
Nein. Keine Sorge. Mit den Meisenknödeln ist alles OK und auch mit den Vögeln.
Der Ornithologe Prof. Peter Berthold, ehemaliger Leiter der MPI- Vogelwarte Radolfzell am Bodensee, hat dieses „Phänomen“ lange Zeit an seinen Großfutterstellen in Billafingen und Alberweiler beobachtet und dabei festgestellt, dass Meisenknödel im Sommer hundertmal schneller verbraucht werden als im Winter.
Warum werden jedoch Meisenknödel im Frühjahr/Sommer von Vögeln „geliebt“ und im Herbst/Winter verschmäht?
Es liegt weder an der Qualität der Knödel noch an der Härte der Meisenknödel sondern steht im Zusammenhang mit dem Energieumsatz und der Umgebungstemperatur.
In der Regel kann man sagen, dass ab Januar erfahrungsgemäß der Bedarf nach Meisenknödel ganz langsam ansteigt.
Mai und Juni ist Hochsaison.
Danach geht es bis Dezember wieder langsam abwärts.
Der Grund dafür ist einfach ganz simpel. Im Sommer wird ca. 25 x mehr Energie benötig als im Winter.
Da Vögel homöotherm sind, wird Fett vorwiegend zur Thermoregulation benötigt, um ihre Körpertemperatur von 38–42° Celsius zu halten.
Vögel haben einen sehr intensiven Stoffwechsel, der dem Nahrungsangebot und der Umgebungstemperatur angepasst werden kann.
Bei Temperaturen unter 16 ° C beginnt bei ihnen der Ruhestoffwechsel und viele vergrößern ihre metabolisch aktiven Organe wie Leber, Niere, Herz und Magen-Darm-Trakt für eine bessere Energieeffizienz.
Alles was Energie kostet wird vermieden.
Sie fliegen weniger und schlafen ca. 15 Stunden (im Sommer ca. 6 Stunden). Allein durch ruhig sitzen können Vögel bis zu 50 Prozent Wärmeverlust reduzieren (=weniger Energiebedarf).
**Zum Frühjahr hin wird der Stoffwechsel wieder hochgefahren.
Mehr Flugbetrieb, weniger Schlaf, Balz und Brutgeschäft bedeuten stärkerer Bedarf an Energie (Fett/Meisenknödel).
So muss z.B. ein Meisenpaar bei der kräftezehrenden Brutaufzucht täglich zwischen 400-600 x den Brutplatz anfliegen um eine durchschnittliche Brut täglich mit ca. 40-50 g. Insekten zu versorgen. Diese Menge ist mehr als das Gewicht der Elternpaare zusammen.
Fliegen kostet jedoch sehr viel Energie. Da der Flugmuskel der Vögel ausschließlich mit Fett betrieben wird, kann das Nahrungsfett der Meisenknödel ohne lange Umwandlung direkt im Brustmuskel als Energielieferant verbrannt werden. Mit so einer Futterstärkung (Energie) kann sich ein Vogel danach ca. 1 Stunde auf Insektensuche begeben. Kohlehydrathaltige Sämereien müssten erst in Fett umgewandelt werden (kohlehydrathaltige Samen enthalten ca 65 % Kohlehydrate). Ein Gramm Fett liefert mehr als doppelt so viele Kalorien wie die gleiche Menge Kohlenhydrate oder Eiweiß.
Im Laufe des Sommers, wenn Thermoneutralität besteht (=zur Aufrechterhaltung der Körperwärme wird keine Energie mehr benötigt) und das Brutgeschäft abgeschlossen ist, geht der Energiebedarf und somit der Meisenknödelverbrauch langsam wieder zurück bis dann im Winter erneut der Ruhestoffwechsel beginnt.
Warum gibt es harte und weiche Meisenknödel?
Weichere Knödel enthalten als Weichmacher Pflanzenöl, damit die Vögel leichter picken können. Der Nachteil ist jedoch, dass sie nicht solange haltbar sind wie harte Meisenknödel.
Sollten die Meisenknödel jedoch zu hart wirken, so kann man sie mit einem Zahnstocher etwas lockerer stechen. Zur Not kann man harte Meisenknödel auch klopfen.
© G.Chr.